Interview mit den Gründungspartnern von BALIM
BALIM wurde gemeinsam durch iGravity, HEKS und die Somaha Stiftung gegründet. Was ist BALIM und wie funktioniert das Gefäss?
Patrick Elmer, iGravity: BALIM ist ein von HEKS, der Somaha Stiftung und iGravity gemeinsam entwickeltes Impact Investing Gefäss (in Form einer AG) mit dem Zweck, lokalen Unternehmen im ländlichen Subsahara-Afrika Fremdkapital und technische Unterstützung zur Verfügung zu stellen.
Kommerzielles Kapital fliesst in der Regel nicht in KMU in Subsahara-Afrika, da die Risiken und Transaktionskosten zu hoch sind, vor allem in ländlichen Gebieten und in den am wenigsten entwickelten Ländern, wo das lokale Finanzsystem schwach und ineffizient ist. Infolgedessen bleiben die meisten dieser lokalen Unternehmen unterfinanziert und können kaum wachsen, so dass die Gemeinschaften, in denen sie tätig sind, nicht von der Beschäftigung und dem Zugang zu Waren und Dienstleistungen profitieren können.
Bernhard Kerschbaum, HEKS: BALIM tätigt Investitionen, die einerseits eine finanzielle Rendite erzielen und gleichzeitig eine positive, messbare soziale und ökologische Wirkung anstreben – sogenannte Impact Investments.
Christian Jaag, Somaha Stiftung: Für uns ist genau dieser Punkt entscheidend: Dass wir mit unserer Beteiligung zur Erfüllung unseres Stiftungszwecks beitragen, insbesondere zur Bekämpfung absoluter Armut. Um finanziell nachhaltig zu sein, ist BALIM gewinnorientiert. Entsprechend erwarten wir, dass sich unser Engagement auch finanziell auszahlt.
Welchen Impact sucht BALIM?
Patrick Elmer: Der Schwerpunkt der BALIM liegt auf Investitionen in Unternehmen, welche die Einkommen von Kleinbauern verbessern, die lokale Ernährungssicherheit gewährleisten, die Umweltauswirkungen von lokaler Landwirtschaft verringern und Arbeitsplätze in den ländlichen Regionen schaffen können.
Christian Jaag: Die Darlehensnehmer in unserem Portfolio erhalten Zugang zu Kapital und damit auch zu neuen Absatzmärkten. Zusätzlich erhalten sie technische Unterstützung und die Darlehen sind an Bedingungen für ein in allen Dimensionen nachhaltiges Wirtschaften geknüpft. Unser Impact Investing ist damit ein wirksames Instrument, um eine inklusive, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben und somit das Leben von Menschen nachhaltig zu verbessern.
Bernhard Kerschbaum: Dieser Ansatz ermöglicht es, innovative Lösungen für drängende gesellschaftliche Probleme zu unterstützen und gleichzeitig wirtschaftliches Wachstum in Einklang mit sozialer Gerechtigkeit und Umweltschutz zu fördern.
In welchen Ländern und Sektoren investiert BALIM?
Bernhard Kerschbaum: BALIM übernimmt ein bestehendes Portfolio von HEKS von Darlehen an KMU in Uganda und Senegal. HEKS ist in diesen Ländern bereits seit Jahren operationell tätig und hat ein Büro vor Ort. Die wirtschaftlichen, wie rechtlichen Rahmenbedingungen eignen sich für die Vergabe von Darlehen. Die Investitionen konzentrieren sich auf Unternehmen, die im Bereich nachhaltige Landwirtschaft tätig sind, sowie damit verbundene Sektoren wie Wasser, Energie und Finanzen.
Patrick Elmer: Diese Unternehmen befinden sich an einer einzigartigen Schnittstelle zwischen Ernährungssicherheit, Einkommenssteigerung und Umweltschutz, die es ermöglicht, dass Darlehen an diese Unternehmen vielschichtige positive Auswirkungen für verschiedene Interessengruppen innerhalb von Gemeinschaften haben. BALIM plant, das bestehende Portfolio 2024 weiter zu entwickeln und in zusätzliche Länder in Ost- und Westafrika zu expandieren.
Worin besteht der Unterschied zu anderen Impact Investments?
Patrick Elmer: Impact Investitionen sind insbesondere in Schwellenländern und in Industrieländern verbreitet. BALIM verfolgt eine einzigartige Strategie, indem sie in Subsahara-Afrika lokale KMU direkt finanziert, die sonst nur begrenzten Zugang zu Finanzierung hätten.
Bernhard Kerschbaum: BALIM unterstützt insbesondere lokale Unternehmen, die für kommerzielle oder andere Impact Investoren noch zu klein sind. BALIM unterscheidet sich von anderen Investment Fonds auch in den strikten Darlehenskriterien im Bereich Nachhaltigkeit, Agro-Ökologie und Biodiversität. Der klare Fokus auf Unternehmen in ländlichen Gegenden ist ein weiteres Merkmal, das BALIM auszeichnet.
Patrick Elmer: Um das Risiko für die Anleger zu reduzieren, geht die BALIM dabei auch Partnerschaften ein mit philanthropischen Organisationen, welche entweder eine Garantie für mögliche Ausfälle bieten oder Zahlungen an BALIM auslösen, wenn bestimmte Wirkungsziele erreicht sind.
Christian Jaag: Ein weiterer Faktor, der das Risiko der einzelnen Investitionen reduzieren sollte, ist die bereits angesprochene technische Unterstützung, welche die Umsetzung der von der BALIM finanzierten Vorhaben begleitet und unterstützt.
Bild: © Ruth Mbabazi
Warum sind HEKS und iGravity die geeigneten Partner für die Somaha Stiftung?
Patrick Elmer: BALIM ist eine innovative Partnerschaft zwischen drei führenden und stark komplementären Organisationen, welche eine Brücke zwischen der Finanzwelt und der Entwicklungszusammenarbeit bauen. iGravity hat sich darauf spezialisiert, Unternehmen in Afrika auszuwählen und zu finanzieren, welche sowohl eine finanzielle als auch hohe gesellschaftliche Rendite generieren. Elf Mitarbeitende sind lokal in verschiedenen Ländern in Subsahara-Afrika beschäftigt und mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut.
Bernhard Kerschbaum: HEKS blickt auf einen Erfahrungsschatz von über 60 Jahren Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe zurück und bringt Fachwissen in Themen wie nachhaltige Landwirtschaft, Agrarökologie und Menschenrechte in BALIM ein. Die Länderbüros und die Vernetzung von HEKS garantieren ausserdem die lokale Verankerung der Investitionen.
Christian Jaag: Mit seiner Erfahrung bringt HEKS die Glaubwürdigkeit mit, um sicherzustellen, dass BALIM eine positive Wirkung für lokale Gemeinschaften erzielt. Es arbeitet bereits über mehrere Jahre erfolgreich mit iGravity zusammen, insbesondere bei der Auswahl und Prüfung der Unternehmen, sowie beim Vertrags- und Zahlungsmanagement. Das gibt uns grosses Vertrauen in diese beiden Partner.
Warum ist die Somaha Stiftung die geeignete Partnerin für BALIM?
Christian Jaag: Wir sind in der Lage, BALIM neues Kapital zur Verfügung zu stellen und unsere inhaltliche Expertise beizutragen. Hinzu kommt, dass wir in der langen Zeit der Vorbereitung von BALIM eine hohe Übereinstimmung in unseren Werten und Zielen gespürt haben.
Patrick Elmer: Die Somaha Stiftung ist eine junge Stiftung, die mit innovativen Ansätzen und Partnerschaften insbesondere unternehmerischen Modellen eine effektivere und nachhaltigere Wirkung sucht.
Bernhard Kerschbaum: Wir freuen uns über die neue Zusammenarbeit mit der Somaha Stiftung. Sie kam zum richtigen Zeitpunkt, um mit iGravity und HEKS in die nächste Phase zu starten. Wir schätzen die Somaha Stiftung und ihre Mitarbeitenden. Hier fallen mir die Wörter, kompetent, innovativ, zupackend ein. Die Chemie mit der Somaha Stiftung stimmt. Deren ergänzender Fokus auf den Schutz der Natur bereichert auch unsere Investitionsdiskussionen.
Wer kann wie in BALIM investieren?
Patrick Elmer: BALIM und ihre Partner bieten unterschiedliche Möglichkeiten, sich zu engagieren. Einerseits können durch Spenden wichtige Aktivitäten zur technischen Unterstützung von lokalen Unternehmen finanziert werden, wie zum Beispiel die Stärkung der Finanzplanung oder der Governance sowie die Einführung von umweltfreundlichen Anbau- oder Produktionspraktiken. Anderseits können sich qualifizierte Anleger entweder mit Darlehen oder Eigenkapital an BALIM direkt beteiligen.
Bernhard Kerschbaum: Wir suchen langfristig orientierte Anleger, welche die Vision von BALIM für das ländliche Afrika teilen. Ab CHF 500’000 kann man sich beteiligen. Wir haben eine Pipeline an Unternehmen, in die wir investieren können und sehen grosses Wachstumspotential.
Christian Jaag: Insbesondere für Förderstiftungen, die wie die Somaha Stiftung einen entsprechenden Zweck verfolgen, ist eine Beteiligung an BALIM eine attraktive Möglichkeit, die Vermögensanlage mit der Fördertätigkeit zu verbinden.
Wenn Sie Interesse haben, gemeinsam mit HEKS, iGravity und der Somaha Stiftung KMU in ländlichen Regionen in Subsahara-Afrika zu stärken, wenden Sie sich bitte an die Somaha Stiftung unter info@somaha-stiftung.ch.
Bild: © Christian Bobst